Newsletter Oktober 2011
English Version
Die Themen:
NewsletterredaktionSchulen in Nepal: das Dailekh-Projekt der Rato Bangala Foundation
Begegnungen: Deutsch als Fremdsprache
Traditionelle nepalesische Musik soll als Weltkulturerbe anerkannt werden.
Newsletterredaktion
In unserem Oktober Newsletter berichten wir über Deutschlerner in Nepal und über eine private Schule in Nepal, die sich für die Verbesserung der staatlichen Schule in Nepal stark macht.
Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews mit Prof. Gert-Matthias Wegner. Er spricht über die Möglichkeit der Erhaltung der tradtionellen Musik als Weltkulturerbe.
Veranstaltungshinweise:
Bhutan - Im Land des Donnerdrachens
Shangri-La, das verborgene Paradies oder doch nur ein weitgehend unbekanntes kleines Land im Himalaya? Anne und Klaus Hessenauer berichten mit Bildern und Reiseeindrücken aus Druk Yul, dem Land des Donnerdrachens, wie die Bhutanesen ihre Heimat nennen.
Bildvortrag von Klaus Hessenauer am 9.11.2011 um 19 Uhr in 66424 Homburg/Saar Kardinal Wendel Str. 12 im
Johanneum, Mensa 1
Schüler engagieren sich für Kinder in Nepal
Schüler aus Freiberg helfen seit 6 Jahren in Nepal - ein einzigartiges Projekt. Dies fand auch die Jury des Deutschen Engagementpreises und nominierte die Schülerfirma Namaste Nepal S-GmbH vom Geschwister-Scholl-Gymnasium in Freiberg für den Publikumspreis. Dieser wird über ein Online-Voting vergeben - 20 Projekte stehen zur Wahl.
Aktuell liegen die Schüler auf Platz 2 ... hinter abgeordnetenwatch.
Näheres unter www.deutscherengagementpreis.de.
Abstimmen kann man bis zum 1. November 2011.
Der Nedeg-Newsletter berichtet regelmäßig über kulturelle Themen und über unsere Projektpartner in Nepal und weist auf Termine hin.
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Wichtige Hinweise auf Termine, Veranstaltungen oder neue Publikationen
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Newsletter Redaktion: Torsten Frank, Andrea-Regina Lang, Don Baerg, Daniela Lang
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Schulen in Nepal
Das Dailekh-Projekt der Rato Bangala Foundation
Bijay Kushbaha arbeitet gerne als Lehrer, und er erzählt stolz, dass in seinem Ort Bangkim nur 5 bis 7% der Kinder unregelmäßig oder gar nicht zur Schule gehen. Das ist bemerkenswert, denn nach Angaben des Auswärtigen Amtes liegt gerade in dem armen Terai die Einschulungsrate der Primärstufe bei 30%. Zwar haben die Maoisten die allgemeine Schulpflicht eingeführt, aber der Schulbesuch wird nicht kontrolliert – weder der von Schülern, noch der von Lehrern.
Immer noch sind ca. 50% der über 15-jährigen Kinder Analphabeten. Die Lehrer sind unzureichend ausgebildet und oft unmotiviert. Früher reichte der High-School-Abschluss nach zehn Schuljahren um unterrichten zu dürfen, heute sind dafür zwölf Jahre nötig und ein anschließendes zehnmonatiges Lehrertraining. Die Schulgebäude sind in schlechtem Zustand, je abgelegener, umso schlimmer. Oft gibt es kein Trinkwasser, keine Toiletten, keine Bücher, kein Schutz vor der Kälte im Winter.

Wer es sich leisten kann, gibt sein Kind auf eine Privatschule, deren Zahl beständig steigt. Um die Hauptstadt Kathmandu herum besuchen bereits mindestens 60% der Grundschüler eine Privatschule, in ländlichen Gebieten etwa 20%. Dies führt zu einer Verstärkung der sozialen Gegensätze, in kleinen Dörfern zur Spaltung der Bevölkerung. Die Lehrer an Privatschulen sind motivierter, der Englischunterricht ist gut, an staatlichen Grundschulen dagegen völlig unzureichend.
Um diesem Trend entgegenzuwirken und Chancengleichheit für alle anzustreben, gibt es überall im Land die verschiedensten kleinteiligen, separat voneinander durchgeführten Projekte, in der Regel finanziert aus Spenden aus dem Ausland. Das Spektrum reicht von der Unterstützung einzelner Schulen, oft entlang der touristischen Pfade, über die Arbeit von NGOs auf lokaler Ebene, um die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern, oder NGOs, die sich auf Bildung spezialisiert haben und mit ihren Programmen in verschiedene Gegenden Nepals gehen.

Ein Projekt sei hier hervorgehoben, da es sich durch seine Größe und den organisatorischen Ansatz von den anderen unterscheidet: das Dailekh-Projekt der Rato Bangala Foundation. Die Rato-Bangala-Schule ist eine sehr gute, begehrte und teure Privatschule in Patan, dem Nachbarort von Kathmandu. 18% des Schulgeldes wird über diese Stiftung in Projekte zur Verbesserung der staatlichen Grundschulen in benachteiligten Gegenden Nepals gesteckt. Dailekh ist ein Distrikt im Westen des Landes. Alle Grundschulen – über 500 Schulen – sind in das fünfjährige Projekt miteinbezogen.

"Die Eltern wissen gar nicht, dass sie mit etwas Kreativität und Engagement die staatlichen Schulen genauso gut gestalten können wie eine Privatschule", sagt Min Shahin, der Leiter des Dailekh-Projektes. Daher liegt ein inhaltlicher Schwerpunkt – neben intensivem Lehrertraining – in der Arbeit mit den Eltern.
Das Ministerium für Erziehung ist Projektpartner, allerdings gewährt es weder finanzielle noch personelle Unterstützung. Über spezielle Schulungen werden jedoch die Mitarbeiter vom Ministerium und der Schulbehörde in das Projekt einbezogen. So hofft Min Shahin, einen nachhaltigen Einfluss auf das Bildungssystem im ganzen Land zu erzielen.
(Bericht von Barbara Kosiol)
Min Shahin plant im März 2012 nach Berlin zu kommen. Er möchte Vorträge halten und so viel wie möglich an Eindrücken und Erfahrungen mitnehmen, die ihn in seiner Arbeit weiterbringen können. Wer Interesse hat, kann sich gerne mit Barbara Kosiol in Verbindung setzen.
Mehr Information unter:
www.ratobangala.edu.np
www.rbf.org.np
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Begegnungen: Deutsch als Fremdsprache
Ein Projekt an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg
Studierende der PH Heidelberg und Jun.-Prof. Elke Montanari suchten Kooperationspartner für das Projekt "Authentizität im Unterricht Deutsch als Fremdsprache". Nedeg konnte hierfür die passenden Partner in Nepal vermitteln.
Im Hörsaal der PH herrscht in der Mittagszeit Betriebsamkeit. Die Studenten drängen sich vor aufgeklappten Laptops. Über Skype sollen heute nepalesische Studenten am Campus of International Languages der Tribhuvan-Universität mit ihren deutschen Counterpartnern über einen zuvor von den Heidelbergern in YouTube eingestellten Film sprechen. In dem Film dokumentieren die Studenten ihren studentischen Alltag. Als die Skype-Verbindungen stehen, entwickeln sich rege Gespräche auf Deutsch mit den nepalesischen Studierenden. „Wir waren alle sehr überrascht, dass es in den 45 Minuten Redezeit keine einzige lange Sprechpause gab. Die Studierenden aus verschiedenen Kontinenten sind sofort in ein angeregtes Gespräch eingetreten“, berichtete die Juniorprofessorin für Mehrsprachigkeit. In dem Pilotprojekt soll erforscht werden, wie es gelingen kann, dass Deutschlerner im Ausland schon in frühen Lernstadien die Möglichkeit erhalten, mit Muttersprachlern zu kommunizieren. Im weiteren Projektverlauf wurden zusätzlich drei Lerner des Goethe-Zentrums in Kathmandu und ein Lerner der Universität Marrakesch, Marokko, einbezogen. Das Thema lautete "Essgewohnheiten". Die von den deutschen Studenten zuvor ins Netz gestellte Fotostory zur "deutschen Vesper" motivierte die Nepalesen ihrerseits zu einer Sequenz über Essen in Nepal, sodass ein Austausch über drei Kontinente erfolgte. |
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Dr. Treu, Leiter für Deutsch an der Universität Kathmandu, streicht insbesondere die zukünftige Bedeutung von YouTube und Skype bei der Vermittlung von Sprachkenntnissen heraus.
Mittlerweile erfolgt ein stetiger Austausch über Facebook. Für die Fortführung des Projektes sind bei der PH Heidelberg und beim DAAD mittlerweile weitere Mittel beantragt worden. Pädagogische Hochschule Heidelberg Dr. Elke Montanari DaF/Mehrsprachigkeit Institut für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik Postfach 104240 69032 Heidelberg Dr. Manfred Treu Leiter Department of German Language Campus of International Languages Tribhuwan University Exhibition Road, Kathmandu, Nepal Goethe Zentrum Kathmandu PO Box 1103 Panchayan Marg 181, Thapathali Kathmandu, Nepal E-Mail: gzk@wlink.com.np |
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Traditionelle nepalesische Musik soll als Weltkulturerbe anerkannt werden
Im zweiten Teil des Interviews spricht der Gründer des Instituts für Musik an der Kathmandu-Universität, Prof. Dr. Gert-Matthias Wegner, mit der Newsletterredaktion über die aktuelle Situation der traditionellen Musik.
Welche Bedeutung kann das Institut für Musik an der Kathmandu University für den Fortbestand und die Dokumentation der nepalesischen Musik haben?
Die Dokumentation der Musik von Bhaktapur war meine Aufgabe von 1982 bis 1993 während der Arbeit im deutschen Nepal Research Programme und dem darauf folgenden, von der englischen Leverhulme Foundation geförderten Forschungsprojekt. Meine Forschungsgebiete waren die Trommeltraditionen und das gesamte Musikleben von Bhaktapur, newarische Musiktermini und historische Bezüge zwischen indischen und nepalischen Musiktraditionen. Anfangs erlernte ich selbst das Spiel aller Trommeln, wodurch ich dann später zum Lehrer wurde.
Sie sind also 1982 das erste Mal nach Nepal gekommen?
Nein, 1971 war ich schon mal eine Woche da, weil ich ein Visum für Indien verlängern wollte, wo ich damals studierte.
Ist damals der Wunsch entstanden, sich mit der nepalischen Musik auseinanderzusetzen?
Nein. Ich studierte damals in Bombay die indische Konzerttrommel Tabla bei dem indischen Virtuosen Pandit Nikhil Ghosh und zog das auch 24 Jahre lang durch. Bis zum Tod meines Lehrers 1995 fuhr ich jedes Jahr für ein paar Monate nach Bombay, um weiter zu lernen. Als ich nach meiner Promotion 1981 die Möglichkeit hatte, in den Forschungsschwerpunkt „Nepal“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft einzusteigen, dachte ich, das wäre eine wunderbare Gelegenheit, die indische Musikpraxis mit meiner Forschungsarbeit zu verknüpfen, weil es in Nepal ja nicht nur die Musiken der verschiedenen ethnischen Gruppen gibt, sondern auch nordindische Kunstmusik. Diese Tradition wurde schon vor über 300 Jahren von muslimischen Musikern an den Höfen der Malla-Könige ausgeübt, später auch in den Palästen der Shahas und Ranas. Die indischen Musiker bildeten dabei auch nepalische Schüler aus, deren Tradition bis heute auf einem provinziellen Niveau praktiziert wird.
Waren die Musiker damals dazu bereit, einem Ausländer die Musik zu lehren?
Mein damaliger Kollege, der Architekt und Forscher Dr. Niels Gutschow, vermittelte mir einen Assistenten aus der newarischen Bauernkaste und eine Wohnung in Bhaktapur. Dr. Heimo Rau, der damalige Leiter des Goethe-Institutes, der mich aus Bombay kannte, lud mich im Dezember 1982 ein, mit dem Jaltarang-Spieler Krishna Narayan Shrestha aus Patan Konzerte zu spielen. Sein Nachfolger organisierte dann ein auf dem Taumadhi Square, Bhaktapur, ein Open-Air-Konzert mit befreundeten Jazzmusikern aus Kalifornien. Die Terrasse neben den Elefanten des Nyatapola-Tempels war unsere Bühne. Durch diesen Auftritt war ich sofort bekannt als Musiker in der Stadt. Danach besuchte ich mit meinen Assistenten verschiedene Musikgruppen zu Aufnahmeterminen und suchte mir dabei die besten Lehrer aus. Der Unterricht fand in meiner Wohnung statt. Die Lehrer wurden für den Unterricht bezahlt. Ich glaube, sie haben mich gerne unterrichtet, weil ich schnell Fortschritte machte, auch sprachlich.
Damals sind auch drei Dokumentarfilme entstanden. Gibt es diese alten Traditionen noch?
Einige der Traditionen gibt es immer noch, werden aber nicht mehr so häufig ausgeübt wie früher. Musiklehren finden kaum noch statt.
Sind die Lehrer am Institut für Musik auch jene, die früher an Tempeln unterrichtet haben?
Zum Teil ja, aber auch Studiomusiker aus Kathmandu, die zum Teil sehr professionell auftreten. Die meisten Lehrer kommen aus Musikerkasten, sind aber gewohnt in diesem modernen Rahmen zu arbeiten.
Welche Bedeutung hat die Pflege von traditioneller Musik bei Ihrer Arbeit?
Dokumentation ist der erste Schritt zur Erhaltung von Traditionen. Natürlich lassen sich Musiktraditionen nicht allein durch Bücher erhalten. Sie müssen ausgeübt werden. Musik will klingen, sonst stirbt sie. Im Mai 2010 hat die UNESCO mit der nepalesischen Regierung einen Vertrag unterschrieben zur Erhaltung der sogenannten "intangible heritage", also der mündlich überlieferten Traditionen Nepals wie Musik und Tanz. Ein Minister hat das unterschrieben, offenbar ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie das jetzt umgesetzt wird. Deshalb kam der jetzige Direktor der UNESCO im vorigen Sommer zu mir und fragte, ob ich ihm helfen könnte. Wir haben ausgebildete Musikethnologen, und dieses Projekt wäre eine gute Perspektive für manche unserer Studenten. Wir identifizierten damals ein EU-Förderungsprogramm, das leider auslief, bevor UNESCO den Antrag stellen konnte. Wir warten jetzt auf ein Nachfolgeprojekt. UNESCO wollte sich inzwischen anderweitig um Sponsoren bemühen. Wir brauchen Gelder für Aufnahmeexpeditionen, auch um lokale Musiker zu bezahlen. Das erste Ziel ist eine Datenbasis, ein Atlas von allen Volksmusikern in Nepal herzustellen, damit wir wissen, wer überhaupt da ist und welche Probleme die Musiker haben. Die vollständige Dokumentation des Repertoires müsste später folgen. Vielleicht können wir dann den Musikern im Schulunterricht Arbeit verschaffen.
Das ist ein anderes Projekt von uns. Wir versuchen, Lehrpläne für das Fach Musik in die allgemein bildenden Schulen Nepals zu entwickeln. Das ist insbesondere das Projekt meines jetzigen Doktoranden, der mit seiner Dissertation vorarbeitet. Aber später braucht man dann plötzlich viele Musiklehrer. Wir bilden natürlich Lehrer aus, aber es wäre sinnvoll, die Musiker vor Ort am Schulmusikunterricht zu beteiligen. Oft stammen sie aus niedrigen Kasten. Es wäre gut, wenn die Schüler lernten, diese Leute zu respektieren. Denn das genaue Gegenteil ist ja der Fall.
Wie viel von der traditionellen Musik ist schon verloren gegangen?
Das werden wir sehen. In Bhaktapur betrifft es tatsächlich die gesamte Musikkultur, die verschwindet. Ich habe ja alle 10 Jahre detaillierte Erhebungen von allen Musiker in Bhaktapur gemacht und es ist ganz klar, dass nur noch wenige Musikgruppen regelmäßig auftreten, obwohl sie meist als Institution noch existieren. Das hat verschiedene Gründe. Die finanzielle Basis der newarischen Musik und Kultur wurde 1963 im Rahmen der sogenannten Landreform "Guthisamsthan Act", vom Staat ersatzlos konfisziert. Dies war das gesamte Stiftungsland, dessen Ertrag bis dahin die Erhaltung der Kultur gesichert hatte.
Ich kann mich erinnern, dass 1990 abends in den Tempel in Bhaktapur die Musikgruppen spielten.
Ja, aber wenn man die gefragt hat, wie sie es finanzieren, haben sie alle gestöhnt and geächzt. Wir hatten doch das Land – sie konnten es noch identifizieren. Jetzt ist es weg und wir wissen nicht mehr, wie wir die Instrumente reparieren sollen, wie wir die Jugi bezahlen sollen. Jugi sind niedrigkastige Spieler von Kegeloboen, die für ihre Musikerdienste mit Reis oder Geld entlohnt wurden. Früher gehörte es eben einfach zum Leben in Bhaktapur dazu, dass man in einer Gruppe auftrat, zusammen Musik machte. Heute wird Status anders dokumentiert. Man fährt Motorrad und bemüht sich, die Straße zu dominieren. Man schaut im Fernsehen Hindifilme und Shampoo-Werbung. Kaum noch jemand macht selbst Musik. Die jungen Leute machen meistens Popmusik; sie wollen nicht das machen, was ihre Großväter gemacht haben. Die Großväter sitzen zum Teil noch am Tempel und singen, aber wissen, dass sie die letzten sind. Und wenn man sie fragt, wie fühlt ihr euch dabei, dann sagen sie, „früher hat uns das großen Spaß gemacht. Aber jetzt nicht mehr, weil wir wissen: Wir sind die letzten. Wir machen es, weil uns etwas unglaublich Kostbares übergeben wurde. Das sind unsere Traditionen, die sich zum Teil über 600 Jahre bis heute erhalten haben und jetzt verschwinden.
Ist es nicht allerhöchste Zeit, das alles zu dokumentieren?
Das habe ich soweit auch gemacht wie es mir möglich war, aber man kann Musik nicht in Büchern erhalten. Man kann dokumentieren, es beschreiben, Aufnahmen machen. Musik ist aber tot, wenn sie nicht praktiziert wird. Und wenn Instrumente im Museum an der Wand hängen, ist das etwas anderes als in der Hand eines Spielers.
Wirkt sich denn auch die aktuelle Situation auf die Musiktradition aus?
Der zehnjährige Bürgerkrieg hat die Gesellschaft brutalisiert, die wirtschaftliche Lage in eine Katastrophe verwandelt und die Lebensbedingungen erschwert. Dazu kam die Umweltzerstörung, der Verkehr, die Zersiedlung des Kathmandutals. Die neuen Vororte Bhaktapurs haben mit der rituellen Ordnung mit der historischen Stadt mit den alten Prozessionsrouten nichts zu tun. Und die Leute, die dort wohnen sind keine Newar, sondern Flüchtlinge im eigenen Land, die sich dort im Rahmen des Bürgerkrieges angesiedelt habe. Andere Leute aus Kathmandu wollen jetzt dort leben, weil es gut angebunden ist. In jeder kleinen Gasse rasen Motorräder herum und machen Prozessionen unmöglich. Oft sind es dann drei, vier junge Leute, die nicht mal einen Führerschein haben und betrunken sind, die hupen sich da durch, und wenn sie jemanden anfahren, lachen sie und rasen weiter. Es ist sehr gefährlich für Kinder und ältere Leute, sich in den Gassen zu bewegen.
Welche Wünsche haben Sie, damit die traditionelle Musik in der Zukunft erhalten bleibt?
Die Innenstadt von Bhaktapur sollte sofort gesperrt werden, tagsüber kein Straßenverkehr, kein Motorrad oder nur bis morgens um 8 Uhr. Das wäre der erste Wunsch und der zweite wäre: Haltet eure Luft und eure Flüsse sauber. Das Leben in Bhaktapur ist unerträglich, mit weit über hundert Ziegelfabriken rund um die Stadt und den vom Abfall stinkenden Flussläufen. Grauenhaft! Wie soll man sich da noch an Musik erfreuen?
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